Ist eine Geburt ohne Verletzung realistisch? Was kannst du selber tun, um eine Geburtsverletzung zu vermeiden?  


Alleine die Vorstellung, dass es zu einem Dammriss oder Dammschnitt kommen könnte, löst Gänsehaut aus. Wie soll man da entspannt in die eigene Geburt gehen?

Fakt ist, dass die Rate an Geburtsverletzungen nicht klein ist.

Bei der ersten Geburt liegt die Rate bei ca. 80…% bei der zweiten Geburt bei ca. 65%.


Ob es zu einer Geburtsverletzung kommt, hängt von vielen Faktoren ab.

  • Wie schnell eine Geburt verläuft
  • Gewicht und Kopfumfang des Babys
  • Die Größe des Beckens 
  • Alter der Mama
  • Wie einfach das Gewebe sich dehnt
  • Die Geburtsposition
  • Geburtsinterventionen, z.B. Saugglocken- oder Zangengeburt 

Augen zu und durch.......Nein Danke

Einfach Augen zu und durch, das gehört halt dazu? Das liegt mir nicht! Denn bei deiner Geburt kannst du einiges mit beeinflussen.

Daher geht es in diesem Blogartikel um diese Themen:

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Aufgabe des Dammes

Was leistet der Dammbereich, warum reißt er so oft und warum ist ein Dammriss oder Dammschnitt nicht schmerzhaft spürbar?

2

6 bewährte Hebammentipps

Wie du deinen Körper unterstützen kannst einfacher mitzugehen und die Wahrscheinlichkeit einer Geburtsverletzung zu minimieren.

  • Dammmassage
  • Beckenbodentraining
  • Sport und Ernährung
  • Geburtsposition
  • warme Kompressen
  • Powerpressen vermeiden

Was ist der Damm? Und was passiert mit ihm bei der Geburt?

Der Damm ist der Bereich zwischen Scheidenausgang und Poschließmuskel. Tastet man diesen Bereich jetzt abtastet, ist der wenige Zentimeter groß.

Wenn bei der Geburt, das Baby komplett durch das Becken gerutscht ist, beginnt das Baby mit jeder Wehe den Beckenboden zu massieren. Indem es mit der Wehe immer ein Stück weiter verrutscht und in der Pause wieder etwas zurück rutscht. 

Durch diese Bewegung dehnt sich der Damm und das Gewebe hat Zeit über mehrere Wehen sich langsam zu dehnen. Aus 2-3 cm Dammbereich wird dadurch eine Strecke von 10-15cm.


Der Damm wird über die Dehnung immer dünner, dadurch weniger durchblutet. Das ist perfekt, weil es den Blutverlust bei einem Riss minimiert, zusätzlich blockiert der Druck Nerven und somit ist ein Dammriss oder ein Dammschnitt nicht schmerzhaft spürbar. Unvorstellbar, aber fantastisch, dass das dein Körper kann.


Ja, der Dammbereich ist dadurch die optionale Sollbruchstelle, wenn es etwas mehr Platz braucht bei der Geburt. Gut zu wissen ist, dass eine Geburtsverletzung nach der Geburt mit lokaler Betäubung und selbstauflösenden Fäden genäht wird. Mit guter Schonung und Pflege heilt eine Geburtsverletzung sehr gut. Schonung heißt für dich täglich mehrfach Liegezeiten zu haben (nicht nur nachts!!!) und die Finger vom Haushalt zu lassen!!!


Wie kannst du deinen Körper unterstützen und eine Geburtsverletzung vermeiden?

Hier kommen die 6 Hebammentipps


Die Dammmassage

Ab 4 Wochen vor dem errechneten Termin ist sie empfohlen, 2-3x wöchentlich. Die Dammmassage hat mehrere positive Aspekte. Erstens sie steigert die Durchblutung und unterstützt deinen Damm sich an leichte Dehnung zu gewöhnen und hier einfacher mitzugehen. Und zweitens ist das eine körperliche als auch mentale Geburtsvorbereitung. Du befasst dich mehrmals wöchentlich mit dem Gefühl, wie sich leichte Dehnung und Druck im Scheidenausgang anfühlt und du beschäftigst dich ganz konkret über welchen Weg dein Baby geboren werden darf.


Beckenbodentraining

Das macht man doch erst in der Rückbildung… äähh… Nein. 

Ein gut trainierter Beckenboden kann sich gezielt anspannen und genauso gezielt entspannen. Und für die Geburt ist das optimal! Es ist super hilfreich spüren zu können, da ist Spannung im Becken und diese dann bewusst loslassen zu können. 

Abgesehen davon, dass ca 1/3 der Schwangeren in den letzten Schwangerschaftsmonaten Beckenbodenbeschwerden haben, ist Beckenbodentraining eine richtig gute körperliche Unterstützung. 


Hier gibt es kein zu früh, um mit Übungen zu starten. Nimm dir mehrmals wöchentlich 5-10 min Zeit für Anspannung- und Entspannungsübungen für deinen Beckenboden. Meine Empfehlung wäre 2-3 x wöchentlich.


Sport und Ernährung

Das Gewicht eines Babys hat definitiv einen Einfluß auf die Rate an Geburtsverletzungen. Ein Wunschgewicht bestellen gibt es nicht. Aber du kannst dein Kind darin unterstützen, dass es ein physiologisch und gesundes Geburtsgewicht hat, über deine Ernährung und Bewegung.


!!! In der Schwangerschaft sind Diäten fehl am Platz!!! Aber du darfst gesund satt werden.

Deine Ernährung darf daher ausgewogen, Vitamin und  gemüsereich sein. 

Um einen Anhaltspunkt zu haben, esse täglich zwei Hände voll Gemüse und eine Hand voll Obst.

Und Wasser marsch. Wasser darf dein Hauptgetränk sein. Limo, Schorle, Säfte dürfen die Ausnahme sein, weil sie den Blutzuckerspiegel sehr schnell, sehr hoch schießen lassen.

Eine sehr gute Option wäre auch die Louwen-Ernährung für die letzten 6 Wochen. 

> Lesetipp: Louwendiät -Leichte Geburt durch bewusste Ernährung?


Erwiesenermaßen ist Sport auf vielen Ebenen wertvoll für die Schwangerschaft und Geburt. Zum einen hält es dich fit und mobil und beugt z.B. Rückenschmerzen vor, aber es senkt auch hohe Zuckerspitzen und hilft deinem Baby ein für sich physiologisches Geburtsgewicht zu haben.

Auch für die Geburt ist Sport in der Schwangerschaft perfekt, denn es senkt den Schmerzmittelbedarf und die Rate an Geburtsverletzungen!

Meine Empfehlung heißt 2x wöchentlich ein Schwangerschafts-Ausdauertraining.


Aufrechte Geburtspositionen

Wer kennt sie nicht aus Film und Fernsehen, die Käferposition. Frau liegt auf dem Rücken, am besten noch mit Beinhaltern und wird unter Neonlicht angefeuert zu pressen.

Die Rückenlage hat viele Nachteile für eine Geburt. Es kommt viel mehr Druck auf den Dammbereich und wer hätte es gedacht, sie erhöht das Risiko einer Geburtsverletzung.

Daher macht es mehrfach Sinn, eine aufrechte Geburtsposition oder eine Position in Seitenlage zu nutzen, sowohl um dein Baby im Rutschen zu unterstützen, als auch um den Druck im Becken bei der Geburt besser zu verteilen. Aufrechte Geburtspositionen, wären z.B. das Sitzen auf einem Geburtshocker, der Vierfüßlerstand oder das Stehen.


Warme Kompressen

Wärme entspannt, lässt Gewebe weicher werden und lindert Spannung. Daher gehören warme Kompressen mit warmem Wasser oder mit Kaffee zu einem typischen Standart im Kreißsaal. 

Warum Kaffee? Kaffee erhöht die Durchblutung des Dammes und unterstützt die Dehnung. Zusätzlich hat Kaffe den netten Nebeneffekt, dass es ein sehr angenehmer Duft ist, der verbunden ist mit einen angenehmen Gefühl.

Da man nicht immer von sich auf andere schließen kann, kannst du den Wunsch Kaffeekompresse zu nutzen, im Kreißsaal mit deiner dich begleitenden Hebamme besprechen.

Die warmen Kompressen werden an den Dammbereich gehalten, am Ende der Geburt, wenn der Damm durch das Köpfchen gedehnt wird, immer wieder, weil es die Spannung entlastet und die Dehnung unterstützt.


Powerpressen vermeiden

Was bedeutet Powerpressen? Das bedeutet, eine Frau wird bei der Geburt, in der Geburtsphase, genau dann wenn das Baby geboren werden will, angeleitet wird tief Luft zu holen, die Luft anzuhalten, sich richtig rund zu machen, dann lange zu drücken so kräftig wie möglich über ca 15 Sekunden. Schnell wieder ausatmen, zügig wieder Luft holen und von neuem, am liebsten 3x in einer Wehe.

Was ist kritisch am Powerpressen?

Hier gibt es einige Faktoren:

Durch das Anhalten des Atems, das schnelle Aus- und schnelle wieder Einatmen, das lange Pressen, ist der Sauerstoff- und CO2-Austausch gestört und die Sauerstoffversorgung für Mutter und Kind schlechter als wenn der Atem fließt. Eine gute Sauerstoffversorgung ist essentiell zu jedem Zeitpunkt der Geburt!

Dein Körper weiß ganz genau, wann es Zeit ist wieder einzuatmen und diesen Reflex willst du nicht überlang unterdrücken.

Ein weiterer Aspekt ist, wenn durch das Powerpressen die Sauerstoffversorgung reduzierter ist, dann erhöhen wir den Faktor Stress bei Mutter und Kind. Somit wird der Zeitdruck von außen erhöht, wie schnell das Baby geboren werden müsste. Ergo hat auch das Gewebe nicht die Zeit mit dem Druck mitzugehen und erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Geburtsverletzung.

Rund wie ein Igel

Auch die extra angeleitete, übertrieben runde Körperhaltung ist kritisch zu betrachten. Denn, wenn du deinen Körper so rund wie es geht machst, kippt dein Becken extrem ab und dadurch spannt der Beckenboden an. Probiere das mal aus und spür mal rein.

Das heißt du arbeitest aktiv gegen deinen Körper, der eigentlich sich öffnen will und machst es dir und deinem Kind schwieriger. Ja ein entspannter runder Rücken ist hilfreich bei der Geburt, aber so rund wie möglich erzeugt schon wieder Spannung. Ein Hohlkreuz zieht dein Baby wieder nach oben, was ist also die richtige Position? 

Wie machst du das auf der Toilette, wenn du kackst? 

Ich tippe im besten Fall entspannt, leicht gerundet und der Pressdrang kommt von ganz alleine. Ja und genauso kann das auch dein Körper bei der Geburt und zeigt dir in welcher Position das gut geht. Geh mit!

Der Pressdrang in der Geburtsphase beginnt reflektorisch, wenn Druck auf den Enddarm kommt. Und es ist ratsam diesen physiologischen Pressdrang abzuwarten. 

Wenn der Pressdrang einsetzt ist es sinnvoll das Mitzuschreiben, was dein Körper von alleine vorgibt und dann wird beobachtet, wie gut dein Baby damit rutschen kann.

Echte Team-Arbeit

Dein Geburtsteam beobachtet das Geschehen, motiviert dich und wenn es deinem Baby gut geht und es gut rutscht, braucht es nicht mehr Druck.

Definitiv willst du vollkommen in die Erfahrung deines Geburtsteams vertrauen können und ihr wollt wundervoll zusammenarbeiten! Die beste Teamarbeit entsteht, wenn dein Geburtsteam weiß, was dir wichtig ist. Erzähle was du brauchst, um besser entspannen zu können, um mutig zu sein. Erzähle ihnen, was dir Sorgen bereitet, dann könnt ihr perfekt als Team zusammen arbeiten. Trau dich zu sagen, wenn du eine Position nicht gut findest. Nur du kannst das fühlen.

Und natürlich gibt es auch gute Gründe Frauen aktiv zum längeren Pressen anzuleiten. 

Aber!!! 

Ganz wichtig, auch wenn du länger presst, als der reflektorische Pressdrang ist, du willst ATMEN!!! Wenn dein Körper dir klar signalisiert, ich brauche Luft, dann bitte fließend wieder einatmen, gib dir Zeit zum Ausatmen, um mit gutem Sauerstoff und mehr Kraft deinem Kind auf die Welt helfen.


Du siehst es gibt viel mehr als, wird schon irgendwie werden! Und du kannst bereits in der Schwangerschaft deine Geburt unterstützen. Wenn du mehr Hebammenwissen, Tipps und Inspirationen suchst, dann komm in die Elternpost. Die Anmeldung findest du direkt unter dem Blogartikel.

Alles Gute dir

Nadja


Nadja Sköries

Ich bin von Herzen freiberufliche Hebamme seit 2009. 

Du findest hier motivierende und inspirierende Blogartikel und Youtube-Videos und Kurse die auf  praktischen Übungen ausgelegt sind. Damit Eltern und Babys mehr Energie haben und in Vertrauen wachsen können. 


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